Geschichtliches

Mehr als eine Anekdote

Dr. Constantin Hering kam auf einer Reise in ein schweres Unwetter, der Kutscher konnte nicht mehr weiterfahren. Und so bat er in einem naheliegenden Herrensitz um Unterkunft. Der gastfreundliche Hausherr war sehr erfreut, als er hörte, daß sein unfreiwilliger Gast Arzt sei, und er begann bald, Dr. Hering von seinem Leiden zu erzählen, das ihn schon fast zwei Jahrzehnte quälte. Es habe ihm noch aber noch kein Arzt helfen können, und seit Jahren nehme er schon keine Arznei mehr ein, weil jeder Arzt eine andere Diagnose stelle und andere Rezepte aufschreibe. Er werde erst wieder eine Medizin nehmen, wenn wenigstens drei Ärzte in dem übereinstimmten, was sie ihm verordneten. Und dann holte er ein Journal herbei, das er dem staunenden Dr. Hering vorlegte. In im war sorgfältig über jeden Arztbesuch Buch geführt, manchmal hatte er sogar die Ärzte selber ihre Eintragungen machen lassen. Zuerst konnte man die Numerierung lesen, dann Name und Anschrift des Arztes, dann die Diagnose und schließlich die Rezeptur. Über 400 Ärzte hatte er aufgesucht und über 1000 Rezepte erhalten, dazu die verschiedensten Diagnosen. Dr. Hering fragte, ob er auch schon bei Hahnemann gewesen sei. Man ging das Register durch, und tatsächlich fand sich auch eine Eintragung Hahnemann’s. Unter ‘Diagnose’ stand geschrieben: „Geht mich nichts an.“ Unter Rezept war zu lesen: „Geht den Patienten nichts an.“ Er hatte aber Hahnemann’s Kügelchen nicht eingenommen. Nun schlug ihm Dr. Hering vor, an 30 verschiedene homöopathische Ärzte in aller Welt einen gleichlautenden Brief mit seiner Krankengeschichte und seinen Symptomen zu schreiben, ein Honorar beizulegen und auf Antwort zu warten. Er versprach ihm, daß mehr als drei gleiche Rezepte eingehen würden. Der Hausherr erklärte sich einverstanden, und Dr. Hering setzte am nächsten Tag seine Reise fort. Monate später erhielt er ein Faß 1822er Rheinwein und einen Brief von jenem Gutsherrn, der ihm mitteilte, daß zwar nicht alle angeschriebenen Ärzte geantwortet hätten, aber den 22er Rheinwein schicke er ihm deswegen, weil 22 gleiche Rezepte eingegangen seien. Er habe daraufhin das vorgeschlagene Mittel eingenommen und sei nun dadurch völlig gesund und von seinem Leiden befreit worden, wofür er sich bei Dr. Hering bedanken wolle.

Aus Gerhard Risch -Homöopathik- Die Heilmethode Hahnemanns 2. Auflage, Seite 311f
Pflaum Verlag